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Wanderausstellung - "Suizid – (k)eine Trauer wie jede andere. Gegen die Mauer des Schweigens"

"Wir wollen wachrütteln": Selbsthilfegruppe will Gesprächsthema Suizid aus der Tabuzone holen. Informieren möchte die Gruppe unter anderem mit einer Ausstellung. Sie wird am 18. Oktober im Kreishaus Cloppenburg eröffnet.

Über Suizid spricht man nicht. Das war früher so, und da hat sich bis heute nur wenig geändert. Nimmt sich ein nahestehender Mensch das Leben, fühlen sich trauernde Angehörige deshalb oft alleingelassen. Sie müssen die Trauer bewältigen, während die Selbsttötung in vielen Fällen ein Tabuthema bleibt. Dabei empfinden gerade die Angehörigen von Suizid-Opfern die Trauer als sehr belastend, erklären Rita Breuer und Anna-Maria Taphorn-Lübbers von der Cloppenburger Selbsthilfegruppe der Angehörige um Suizid (AGUS).

Das habe mehrere Gründe. Oft nehme sich ein Mensch ohne Vorwarnung das Leben. Der Tod komme für die Angehörigen also völlig unerwartet. Anschließend kämpfen sie mitunter mit Schuldgefühlen. Hätten sie etwas merken müssen? Hätten sie den Selbstmord verhindern können? Im Nachhinein fallen ihnen vielleicht Worte des Opfers ein, die sie hellhöriger hätten machen müssen. Zudem sind es meist enge Angehörige, die die Leiche des Verstorbenen finden. Sie müssen die Bilder verarbeiten.

Im nahen Umfeld einer verstorbenen Person befinden sich im Schnitt sechs bis acht Personen, sagt Rita Breuer. Bei 10.300 Suiziden deutschlandweit im vergangenen Jahr (Tendenz steigend) macht das bis zu 80.000 trauernde Personen, rechnet sie vor. Dabei ist die Dunkelziffer nicht mit eingerechnet. Zum Teil würden Suizide gar nicht als solche gezählt, etwa wenn ein kranker Mensch seine Tabletten nicht mehr nehmen möchte oder ein Autofahrer ungebremst gegen einen Baum gefahren sei.

Angesichts der Zahlen und des nach wie vor schwierigen Umgangs mit Suiziden will die AGUS-Selbsthilfegruppe das Thema öffentlich präsenter machen. "Wir wollen wachrütteln", sagt Taphorn-Lübbers. Gemeinsam mit Breuer möchte sie den Suizid und die Trauer danach ins öffentliche Bewusstsein bringen und enttabuisieren. Dazu laden sie zu einer Wanderausstellung ein. Sie trägt den Titel "Suizid – (k)eine Trauer wie jede andere. Gegen die Mauer des Schweigens" und findet vom 18. bis 31. Oktober im Cloppenburger Kreishaus statt. Dort können sich Interessierte und all jene über das Thema Suizid informieren, die sich aus beruflichen oder persönlichen Gründen damit auseinandersetzen.

Es gehe auch darum, mit Vorurteilen aufzuräumen. "Wer drüber spricht, tut es nicht", sei zum Beispiel so ein Satz, der völlig falsch ist, sagt Breuer. Zudem will die Agus-Selbsthilfegruppe sensibilisieren. Einzelne Worte könnten Trauernde bereits verletzen. Das Wort "Mord" zum Beispiel gehöre gestrichen, wenn es um das Thema Selbsttötung geht. "Wenn sich jemand das Leben nimmt, ist das keine Straftat." Weiter sagt Breuer: "Man muss Kindern sagen, was passiert ist." Denn wer versuche, ihnen einen Suizid zu verheimlichen, den hole das früher oder später wieder ein. Breuer und Taphorn-Lübbers betonen außerdem: Wer den Verdacht hegt, dass ein Freund oder Angehöriger an Suizid denkt, solle ihn darauf ansprechen und falls nötig dabei unterstützen, professionelle Hilfe zu suchen.

Info:
Trauernde Angehörige finden Hilfe beim ambulanten Hospizdienst. Die Mitarbeiterinnen sind zu erreichen unter den Nummern 04471 85091-40 und 0175 8991171 (24 Stunden Bereitschaft).
Die Agus-Selbsthilfegruppe trifft sich jeden dritten Mittwoch im Monat um 18:30 Uhr in der Wilke-Steding-Straße 26 in Cloppenburg. Vor der ersten Teilnahme wird um Anmeldung unter 0174 53 50 197 gebeten.
Menschen mit Suizidgedanken finden zum Beispiel Hilfe bei der Telefonseelsorge. Sie ist unter den Telefonnummern 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222 zu erreichen, rund um die Uhr, anonym und kostenlos.

Veranstalter

agus-Selbsthilfegruppe im Ambulanten Hospizdienst
Wilke-Steding-Straße 26
49661 Cloppenburg
E-Mail: cloppenburg@agus-selbsthilfe.de
Telefon: 04471 85091-40
Webseite: www.agus-selbsthilfe.de/

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